-Ein Austausch zu Mädchen-Rechten-
Ein Raum voller neugieriger, junger Frauen. Die jungen Schülermentorinnen der Brunnen-Realschule, der Jahn-Realschule und interessierte Pädagoginnen sind alle mit dem gleichen Ziel da: Sich über die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung von Mädchen und jungen Frauen in Deutschland und in Afghanistan auszutauschen.

Anlass für die Veranstaltung am 8.März, ist der internationale Frauentag. Mariam und Humaira Alleefi, zwei junge engagierte afghanische Frauen sind seit der Tandem Juleica Ausbildung 2016 im Kontakt mit dem Stadtjugendring. Sie hatten die Idee aus ihrem Leben in Afghanistan und Deutschland zu berichten, zudem liegen beiden Mädchen-Rechte am Herzen. Unkompliziert und schnell konnte die Workshop-Idee in Kooperation zwischen dem Stadtjugendring und den Schulsozialarbeiterinnen der Evangelischen Jugend im Rahmen des Schülermentor_innen-Programms umgesetzt werden.

Mit einem Spiel zum Thema „Stereotype“ startete der Workshop, indem Teilnehmerinnen „wilde“ Behauptungen über andere Teilnehmerinnen aufstellten, ohne die Personen zu kennen. Dabei war sowohl denjenigen, die mitspielten als auch den Beobachterinnen klar, dass nur durch Nachfragen echtes Wissen über sein Gegenüber erlangt werden kann. Alles andere ist aus der Luft gegriffen. Stereotype erlebten die Schülermentor_innen aber auch im Alltag, sei es in der Bahn oder in der Schule. Im Gespräch stellte sich aber auch heraus, dass man selbst andere manchmal in Schubladen steckt: „Wenn zum Beispiel jemand neues in die Klasse kommt, dann denkt man erst mal, hm, wer ist das denn, und wenn man die dann kennenlernt, dann ist die ganz anders als man zuerst gedacht hat!“, meint eine Teilnehmerin nachdenklich. Diese Vorurteile lösen sich aber nach dem richtigen Kennenlernen der Person auf, bestätigen die Mädchen dann im weiteren Gespräch.

Dabei haben Stereotype, die neutral, positiv und negativ sein können, mehrere Funktionen: Unsicherheiten reduzieren, Zugehörigkeitsgefühl verstärken, eine eigene Aufwertung durch die Abwertung anderer erlangen oder Macht ausüben. Ohne Stereotype können wir nicht leben. Wichtig ist, sich ihrer bewusst zu werden und an ihnen zu arbeiten.

Weiter ging es mit den Fragen, was die Mädchen hier in Deutschland in ihrer Freizeit so machen? Wie lange sie eigentlich abends wegbleiben dürfen und wann sie wieder daheim sein müssen? Es kamen die unterschiedlichsten Antworten: von Musikhören über Sport machen, von Lesen bis mit dem Handy spielen. Auch bei den Zeiten, an denen die Mädchen daheim sein mussten, gab es die verschiedensten Antworten. Manche Mädchen durften länger weg bleiben, andere mussten früher nach Hause. Die Vielfalt der Lebenswirklichkeiten und Freiheiten der Mädchen in der Gruppe zeigt wie das Bild auch in Deutschland nicht einheitlich ist und leitete zur Situation afghanischer Mädchen über.

In Afghanistan, so erzählen Mariam und Humaira, sind einige Freizeitaktivitäten gar nicht so leicht von Frauen auszuüben. Jedoch gibt es viele starke junge Frauen, die trotz mancher Schwierigkeiten Rennrad fahren, Kampfkunst ausüben, Musikinstrumente spielen und ein Orchester leiten, sich der Kunst widmen oder anderen Freizeitaktivitäten nachgehen. Shamsia Hassani beispielsweise, eine Graffiti-Künstlerin aus Kabul, verfolgt das Ziel, dass Afghanistan durch Kunst und nicht durch Krieg bekannt wird.

Mariam gab dann noch Einblick in ihr Leben in Afghanistan, wo sie studierte und dann bei den Vereinten Nationen arbeitete, bis sie aufgrund der Sicherheitslage, nicht mehr in ihr Heimatland zurückkehren konnte. Anschließend erklärte Humaira die Herausforderungen, mit denen die Schwestern und generell geflüchtete Menschen hier in Deutschland konfrontiert sind: Hier in Deutschland „muss man wieder von 0 anfangen“ aber das hat Humaira nicht aufgehalten, sich weiterhin ehrenamtlich zu engagieren, denn sie ist überzeugt, dass „jeder Schritt einen großen Unterschied bewirken kann“.

Am Ende des Workshops fassten die Schülermentor_innen zusammen, dass es in Afghanistan sehr viele Einschränkungen für Mädchen und junge Frauen gibt, genauso aber auch viele junge Frauen, die das nicht akzeptieren und vielfältigen Freizeitaktivitäten nachgehen. Gleichzeitig wurde den Mädchen viel bewusster welche Möglichkeiten und Freiheiten, die hier in Deutschland lebenden Mädchen haben. Passend zum internationalen Frauentag, äußerte eine Teilnehmerin am Ende des Workshops noch ihren Wunsch und ihr Vorhaben, sich mehr für die Rechte von Frauen zu engagieren und auch bei Herausforderungen nicht aufzugeben, sondern weiterzumachen.